Adam-Mickiewicz-Preis 2024

Von | 24. August 2024

Auszeichnung für die Aussenminister

Das Weimarer Dreieck bietet Deutschland, Frankreich und Polen ein wichtiges Forum, um sich über gemeinsame Herausforderungen abzustimmen. Neben den Regierungen arbeiten auch die Parlamente und Zivilgesellschaften eng in diesem Format zusammen. Am 28. August 1991 trafen sich die damaligen Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Polens – Hans-Dietrich Genscher, Roland Dumas und Krzysztof Skubiszewski – an Goethes Geburtstag in Weimar, um das Weimarer Dreieck ins Leben zu rufen. Ihr Bestreben war es, so das Auswärtige Amt in einer Erklärung, gemeinsame Grundinteressen für die Zukunft Europas zu identifizieren sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auszubauen.

In den vergangenen Jahren hat der Austausch der Zivilgesellschaften im Weimarer Dreieck zunehmend an Bedeutung gewonnen – in Form von Städtepartnerschaften, Jugendbegegnungen oder Kulturveranstaltungen. Diese lebendigen Treffen leisten damit einen wesentlichen Beitrag für ein noch engeres Zusammenwachsen der Bürger aus diesen drei Staaten in der Mitte Europas. Eine der zivilgesellschaftlichen Organisationen ist dabei der Verein Weimarer Dreieck e. V. Der Verein will Anlaufstelle und Ansprechpartner für Aktivitäten sein, die der Stärkung der trilateralen Freundschaft unter Einbeziehung der europäischen Nachbarn dienen. Bei der Verwirklichung seiner Ziele arbeitet der Verein eng mit Landesregierungen und Botschaften, Deutsch-Französischen und Deutsch-Polnischen Gesellschaften, Stiftungen und Instituten, Regionalpartnerschaften, deutschen Städten mit ihren polnischen und französischen Partnerstädten und weiteren interessierten Stellen zusammen.

Eine besondere Rolle im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen den drei Ländern spielt das „Komitee zur Förderung der deutsch-französisch-polnischen Zusammenarbeit e.V. (Weimarer Dreieck)“. Das Komitee ist ein loses außenpolitisches Gesprächs- und Konsultationsforum Deutschlands, Frankreichs und Polens. Seine Zielsetzung ist die Abstimmung der Politik der drei Länder und die Stärkung der europäischen Integration, ohne andere Staaten auszuschließen. Ursprünglich diente es der Annäherung Polens an die Europäische Union und die NATO.

Mit der Verleihung des Adam-Mickiewicz-Preis 2016 wollte das Komitee zur Förderung der deutsch-französisch-polnischen Zusammenarbeit e.V. (Weimarer Dreieck) in einer symbolischen Geste gleichzeitig alle 28 Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Polens ehren, die während des ersten Vierteljahrhunderts des Weimarer Dreiecks Sorge dafür getragen haben, dass die Idee des Weimarer Dreiecks nicht erloschen ist. Aber neben den Diplomaten wurden schon in früheren Jahren auch andere Persönlichkeiten und Institutionen für ihre Verdienste um die deutsch-französisch-polnische Zusammenarbeit mit dem Preis, der seit 2006 vergeben wird, ausgezeichnet. Insgesamt erhielten den Preis bislang 37 Persönlichkeiten und Organisationen, zu nennen wären Prof. Rita Süssmuth, Prof. Władysław Bartoszewski, Freya Gräfin von Moltke, Prof. Rudolf von Thadden, Prof. Jerome Vaillant, Prof. Zdzisław Najder und Prof. Stephan Hessel, aber auch das Adam-Mickiewicz-Institut, das Goethe-Instytut und das Institut Français sowie das Deutsch-Französische und das Deutsch-Polnische Jugendwerk.

2024 wurde der Preis an die amtierenden Spitzen der Diplomatie der Französischen Republik (Stéphane Séjourné), der Bundesrepublik Deutschland (Annalena Baerbock) und der Republik Polen (Radosław Sikorski) für ihren Beitrag zur Wiederbelebung des Weimarer Dreiecks verliehen. Die Preisverleihung fand am 10. Juli in der französischen Botschaft in Berlin statt. Die Ausgezeichneten nahmen den Preis allerdings nicht persönlich entgegen. Im Namen der beiden Außenminister sowie der Bundesaußenministerin nahmen ihn die Botschafter François Marie Delattre (Frankreich) und Dariusz Pawłoś (Polen) sowie Hans-Peter Hinrichsen als  Leiter des Referats Mitteleuropa im Auswärtigen Amt entgegen.

Von links: Hans-Peter Hinrichsen, Dariusz Pawłoś, Prof. Klaus-Heinrich Standke und François Marie Delattre

Der Präsident des Komitees Weimarer Dreieck, Professor Klaus-Heinrich Standke  wies auf den Deutschland, Frankreich und Polen auf symbolische Art und Weise verbindenden Exilweg Adam Mickiewiczs (1788-1855), nach dem der Preis benannt wurde, hin. Unterwegs nach Paris, besuchte Mickiewicz u.a. Goethe, der ihm eine Gänsefeder schenkte und ihn als den bedeutendsten Dichter seiner Generation bezeichnete.

Polens Botschafter Pawłoś hob wiederum den Weitblick des polnischen Nationaldichters hervor, der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts das Streben nach einer europäischen Föderation für sinnvoll hielt und bis zuletzt die These vertrat, dass die Freiheit ein universeller Wert und zugleich universell knapp sei – und deshalb erkämpft werden müsse.