Schicksale aus Polen 1939–1945

Von | 23. August 2024

Deutsch-Polnisches Projekt Erinnern lokal & digital

Ein deutsch-polnisches Kooperationsprojekt hat erstmals eine mehrsprachige Datenbank und Internetplattform mit allen verfügbaren Informationen zu aus Polen stammenden NS-Opfern eingerichtet. Über die Plattform können Namen und Biografien recherchiert und Hintergrundinformationen abgerufen werden.

Am 1. September 2024 jährt sich der deutsche Überfall auf Polen zum 85. Mal. Der Jahrestag markiert nicht nur den Beginn des Zweiten Weltkrieges, sondern auch einer Schreckensherrschaft im besetzten Polen, der mehr als fünf Millionen polnische Bürgerinnen und Bürger zum Opfer fallen sollten.
Das polnisch-deutsche Kooperationsprojekt „Schicksale aus Polen 1939–1945. Erinnern lokal & digital“ des Deutschen Polen-Instituts und der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ setzt diesen Opfern nun ein virtuelles Denkmal. Über eine umfangreiche dreisprachige Datenbank und Internetplattform können Interessierte die Namen und Biografien von mehr als 3 Millionen aus Polen stammenden NS-Opfern recherchieren und auf einen weiten Fundus an Bildungsmaterialien und Quellen zum Thema zugreifen.

Erdarbeiten in der Nähe von Blachownia / Blechstädt bei Częstochowa /
Tschenstochau, 1942 (AFPNP)

„Unsere Website soll ein Ort sein, wo wir detaillierte Quellen und Informationen zu unterschiedlichen Verfolgtengruppen zusammenbringen und Interessierten die Möglichkeit geben, eigene Recherchen zu betreiben“, sagt Jakub Deka, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung. Das Projekt habe zudem ein großes Entwicklungspotenzial, da Daten aus neu erschlossenen Archiven später in die Datenbank eingespeist werden könnten.
Die Daten stammen aus zahlreichen polnischen und deutschen Archiven und werden im Projekt erstmals systematisiert zusammengeführt. „Das Projekt wird nicht nur dazu beitragen, das Wissen über das Schicksal von Millionen polnischer Bürger:innen während des Zweiten Weltkrieges zu vertiefen und zu bewahren. Es wird darüber hinaus Leerstellen in der Erinnerungslandschaft füllen und so einen wichtigen Beitrag zum deutsch-polnischen Verständnis leisten“, sagt Dr. Andrea Despot, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ). Die Stiftung EVZ fördert das Projekt gemeinsam mit dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) im Förderprogramm Bildungsagenda NS-Unrecht.
Darüber hinaus erarbeiten sieben lokale Geschichts- und Erinnerungsinitiativen aus Deutschland eigene Bildungsformate und -materialien, die auf den Informationen der Datenbank und der Plattform aufbauen. Sie wollen so das Wissen über die Schicksale und das Ausmaß der NS-Verbrechen in Polen stärker in einer gemeinsamen deutsch-polnischen Erinnerungskultur verankern.

Auf einem Acker in Oberroth, Bayern, Datum unbekannt. Dritte von links Ewa
Dobrychłop (AFPNP)

Wie wichtig das ist, betont Jakub Stańczyk vom Deutschen Polen-Institut: „In Zeiten, in denen Rechtspopulismus und Chauvinismus leider wieder erstarken, berührt es mich zutiefst und macht mich optimistisch zu sehen, wie manche Menschen sich für die Erinnerung und Aufarbeitung der schwierigen Geschichte des zweiten Weltkriegs engagieren. Die zahlreichen Begegnungen mit unseren Teilnehmenden in den lokalen Erinnerungsinitiativen des Projekts haben mir gezeigt, dass eine offene und friedliche Zukunft weiterhin möglich ist.“

Weiterführende Informationen:
Zur Datenbank und Plattform gelangen Sie hier: https://losy-1939-1945.eu/home-de.php
Sie haben weitere Fragen zum Projekt, suchen nach einer Ansprechperson oder wollen mehr über die Arbeit der Stiftung EVZ und die Bildungsagenda NS-Unrecht erfahren? Dann schreiben Sie an kowark@stiftung-evz.de und ziegler@stiftung-evz.de oder rufen Sie an: +49 (0)30 25 92 97-24 oder +49 (0)30 25 92 97-50