Musik-Drama aus Polen
Lässt sich die schwierige polnisch-deutsche Geschichte durch Lieder erzählen? War Irena Sendler eine Heldin für alle? Was haben Grammy-Gewinner mit der Geschichte der „Gerechte unter den Völkern“ zu tun? Antworten auf diese Fragen erhalten die Zuschauer des Theaterstücks „Irena“. Die Berlin-Premiere der polnisch-amerikanischen Produktion findet am 5. Mai im Admiralspalast statt. Elżbieta Ficowska – das jüngste Kind, das Irena Sendler aus dem Warschauer Getto gerettet hat – wird anwesend sein.
Nach einem großen Publikumserfolg im Teatr Muzyczny in Poznań und Teatr Polski in Warschau und vielen positiven Kritiken, wird das Musikdrama „Irena“ im Admiralspalast Berlin aufgeführt. Die Veranstaltung findet am 5. Mai um 17 Uhr statt.
– Unser Stück wurde am Vorabend des 80. Jahrestages des Ausbruchs des Aufstands im Warschauer Getto gespielt und vom Publikum sowohl in Poznań als auch in Warschau hervorragend angenommen. Zusammen mit Elżbieta Ficowska überreichten wir dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ein von Andrzej Okińczyc gemaltes Porträt von Irena Sendler. Der Präsident freute sich sehr, dass wir dieses Theaterstück in Berlin durchführen würden. Wir möchten diese außergewöhnliche Geschichte über Heldinnen und Helden, die so viele Kinder gerettet haben, so weit wie möglich verbreiten. Wir glauben, dass die Form des Musikdramas das Thema insbesondere für junge Zuschauer zugänglicher und verständlicher macht. Das Stück stellt schwierige Fragen und zwingt den Zuschauer zum Nachdenken, dennoch ist es eine universelle Geschichte über den wichtigsten Wert, nämlich das menschliche Leben – sagt der Direktor des Teatr Muzyczny in Poznań, Przemysław Kieliszewski.
– Ein großer Teil dieser Geschichte spielt sich im Kopf ab, in der Erinnerung an Irena Sendler und die Kinder, die sie gerettet hat. Musik hilft uns, dorthin zu gelangen. Durch die Darstellung der Ereignisse in Form eines Musikdramas, erzählen wir nicht nur eine aus dem Schulunterricht oder Büchern bekannte Geschichte, sondern vertiefen uns auch in Irenas Gedanken und zeigen ihre Gefühle und lassen sie auch unser Publikum spüren. – sagt der Regisseur der Show, Brian Kite von der University of California („Spring Awakening“, „Les Misérables“, „American Idiot“).
Als die Hölle des Zweiten Weltkriegs ausbrach, setzte sich Irena Sendler für die Schwächsten ein und pflegte die Werte, die ihr von ihrem Vater vermittelt wurden. Sie wusste, dass sie nicht untätig bleiben durfte, dass sie handeln und den Kindern im Getto helfen musste. Sie organisierte gefälschte Geburtsurkunden, leistete ständige materielle und medizinische Hilfe und brachte die Kinder bei vertrauenswürdigen polnischen Familien, Klöstern und Pflegeeinrichtungen unter. Schätzungen zufolge ermöglichte sie zusammen mit einer Gruppe anderer Meldegängerinnen fünfhundert Kindern die Flucht aus dem Getto. Dafür wurde ihr der Titel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen.
– Ich wohne in dieser Aufführung. Anscheinend bin ich das jüngste Kind, das Irena gerettet hat. Ohne sie würde ich heute nicht hier vor Ihnen stehen – sagte Elżbieta Ficowska von der Bühne aus während der Warschauer Premiere des Stücks im Teatr Polski im. Arnolda Szyfmana in Warschau.
Die Autoren des Librettos – Mary Skinner und Piotr Piwowarczyk – lernten Irena Sendler kennen, als sie den Dokumentarfilm „Im Namen ihrer Mütter“ drehten. Die Heldin selbst starb vor der Premiere, aber der Film wurde von über 7 Millionen Menschen auf der ganzen Welt gesehen. Dann wurde die Idee für ein Musikdrama geboren. Ursprünglich sollte es am Broadway erscheinen, damit wir mit der Geschichte ein noch breiteres Publikum erreichen können. Jedoch machte Corona diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung.
Die Lieder für„Irena“ wurden von Mark Campbell geschrieben, einem Librettisten und Textdichter aus New York, dessen Opern sowohl den Pulitzer-Preis für Musik als auch einen Grammy Award gewonnen haben. Die Musik wurde von Włodek Pawlik komponiert, einem Grammy-Gewinner in der Kategorie Jazz.
– Bei der Arbeit an diesem Material habe ich beschlossen, ein vielfältiges Arsenal zeitgenössischer musikalischer Mittel einzusetzen, vor allem mit Blick auf die Demut gegenüber der unglaublichen, heroischen Lebensgeschichte von Irena Sendler, die im Drehbuch festgehalten ist. Meiner Meinung nach geht unsere musikalische Geschichte über das dramatische Schicksal der Heldin weit über die stereotype Vorstellung von Musicals als einem Genre hinaus, dessen Ursprung in den Konventionen der Operette oder Burleske liegt. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass die heutige Welt Kunstwerke braucht, die auf die Herausforderungen unserer komplexen zeitgenössischen Realität reagieren. Aber ich bin auch stolz darauf, dass das Musikdrama „Irena“ in den Trend der Werke passt, die grundlegende Themen thematisieren und die persönlichsten Seiten der menschlichen Sensibilität für Schaden und Leid berühren. – erklärt Włodek Pawlik.
Die Rezensenten schätzten an „Irena“ nicht nur die Art und Weise, diese schwierige Geschichte zu erzählen, sondern auch die außergewöhnliche visuelle Ebene: die Bühnenbild von Damian Styrna, die Vorführungen von Eliasz und Damian Styrna und die Kostüme von Anna Chadaj.
Die Choreografie stammt von Dana Solimando, die an vielen großartigen Broadway-Produktionen mitgewirkt hat.
Auf der Bühne des Admiralspalastes werden wir in der Hauptrolle Oksana Hamerska, eine ukrainische Solistin des Musiktheaters in Poznań, sehen. Irena Sendler wird von ihrem Verlobten Adam begleitet, wie auch ihre Freundinnen: Magda und Jaga. Es gibt auch Helden, die auf echten Menschen basieren, wie Jan Dobraczyński – der Chef von Irena und Jaga, sowie Janusz Korczak. Einer der wichtigsten Rollen in diesem Musikdrama wird eine junge Jüdin, Frau Grinberg, Mutter des siebenjährigen Itzek, spielen.
Veranstalter der Berlin-Premiere von „Irena“ ist das Teatr Muzyczny in Poznań, Mitveranstalter sind die Polnische Botschaft in Deutschland, das Polnische Institut Berlin und das Deutsches Polen-Institut in Darmstadt. Die Ereignis wird vom Polnischen Minister für Kultur und Nationales Erbe kofinanziert.
Das in Berlin aufgeführte Theaterstück „Irena“ sendet eine starke gesellschaftliche Botschaft. Es kann eine hervorragende Gelegenheit bieten, viele Themen zu kommunizieren und Brücken zu bauen, insbesondere zwischen Polen und Deutschland.
Tickets sind online erhältlich unter: www.irenasendler.eu
Den Video-Trailer finden Sie hier: https://youtu.be/cW9KmF32d7Ihttps://youtu.be/cW9KmF32d7I
Teatr Muzyczny w Poznaniu – Musiktheater in Poznań
Das Musiktheater wurde 1956 gegründet und hat seitdem nicht aufgehört, sich weiterzuentwickeln und neue Wege zu gehen. Die Zuschauer können auf ein vielfältiges Repertoire zählen, darunter Klassiker wie: „Singin‘ in the Rain“, „Die Schöne und das Biest“, „The Addams Family“, „Sister Act“, „Jekyll & Hyde“, „Footloose“, „Nine“, „Evita“ und „Jesus Christ Superstar“. Zugleich, scheut sich das Theater nicht, Muster zu durchbrechen und präsentiert auch originelle Aufführungen, wie zum Beispiel „Irena“.
Der nächste wichtige Schritt in der Entwicklung des Theaters wird der Bau eines neuen Hauptsitzes sein – Baubeginn ist für 2024 geplant. Das größte und modernste Musiktheater Polens wird im Herzen von Poznań entstehen. Die Eröffnung ist für 2027 geplant.
Für mehr Informationen über das Musiktheater in Poznań: https://teatr-muzyczny.pl/.