40 Jahre „POLEN und wir“

Von | 28. März 2024

Zur Geschichte unserer Zeitschrift

Vierzig Jahren Polen und wir. Aber fast 75 Jahre publizistische Arbeit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Über die Anfangszeit schrieb der seinerzeitige Vorsitzende Prof. Walter Fabian:
»Wenn man die Geschichte einer Organisation schreiben will, so kommt dem Zeitpunkt ihrer Gründung besondere Bedeutung zu. Die Pioniere deutsch-polnischer Verständigung gründeten am 29. Juli 1950 eine Gesellschaft, aus der sich organisch die Deutsch-Polnische Gesellschaft entwickelt hat. 1950: das war die Periode des Kalten Krieges, und nur wenige Menschen in der Bundesrepublik hatten die Weitsicht und den Mut, für eine Anerkennung der durch den Hitlerkrieg und die totale Niederlage geschaffenen Oder-Neiße-Grenze und für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen der Volksrepublik Polen und der Bundesrepublik Deutschland einzutreten. Wer das tat, mußte mit Verdächtigungen und Nachteilen rechnen. Das begann gleich nach Gründung der Gesellschaft, die sich den Namen „Hellmut von Gerlach-Gesellschaft e. V. zur Förderung des deutsch-polnischen Kultur-und Wirtschaftsaustausches“ gegeben hatte, um damit deutlich zu machen, daß sie in der Tradition des 1935im Exil verstorbenen deutschen Pazifisten Hellmut von Gerlach wirken wollte. Das hatte seinen guten Sinn, denn Hellmut von Gerlach war einer der wenigen deutschen Politiker, der sofort nach dem Ende des Ersten Weltkrieges mutig und hartnäckig für eine Aussöhnung mit Polen eintrat. In der Weimarer Republik erntete er dafür keinen Dank, sondern Verleumdung und Verfolgung. Doch auch 1950 war es nicht leicht, dem Wirken dieses aufrechten Mannes Anerkennung zu verschaffen. Familienangehörige, die sich zu Lebzeiten von Gerlachs keineswegs mit Stolz zu der Gesinnung dieses von den Nationalsozialisten verfolgten Mannes bekannt hatten, reichten Klage ein, um die Gesellschaft zur Aufgabe dieses Namens zu zwingen. Der Prozeß lief jahrelang durch alle Instanzen mit dem Ergebnis, daß deutsche Richter dem völlig unsinnigen Verlangen der Kläger nachgaben und die Gesellschaft zwangen, ihren Namen abzulegen. Sie nannte sich dann „Deutsche Gesellschaft für Kultur-und Wirtschaftsaustausch mit Polen e. V.“; 1971 beschloß die Hauptversammlung, den bis dahin im Untertitel geführten Namen „Deutsch-Polnische Gesellschaft“ als einzigen Namen zu führen; seit der Hauptversammlung 1973 heißt die Gesellschaft „Deutsch-Polnische Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland e.V.“.
Der Streit um den Namen war nicht das einzige Hindernis, das der Arbeit der Gesellschaft bereitet wurde. In den ersten zwanzig Jahren ihrer Existenz kam es immer wieder zu behördlichen Schritten wie Beschlagnahme von Filmen oder Ausstellungen oder der Verweigerung von Auslandspässen an Repräsentanten der Gesellschaft. Als Ergebnis einer systematischen Pressehetze wurde ihr mit bösartigen Unterstellungen der Status der Gemeinnützigkeit entzogen. Erst in den siebziger Jahren wurde dieses Unrecht aufgehoben.«
Soweit Prof. Fabian. Von Anfang an spielte die publizistische Arbeit für unsere Gesellschaft eine wichtige Rolle. Die erste illustrierte Zeitschrift erschien 1950 unter dem Titel „Jenseits der Oder“. Es war einige der wenigen Informationen, was sich in dem Kriegszerstörten Polen tat. Später hat die Gesellschaft in den „Mitteilungsblättern“ und seit Anfang der 60er Jahre in der Zeitschrift „Begegnung mit Polen“ jede Initiative zur deutsch-polnischen Verständigung unterstützt und selbst zahlreiche Initiativen in dieser Richtung ergriffen.
Die Zeitschrift „Begegnung mit Polen“ erschien in 18 Jahrgängen von 1964 bis 1981. Herausgeber des ersten Heftes waren Probst Dr. Dr.hc Heinrich Karl Ernst Grüber, Prof. Johannes Harder, Prof. Dr. Dr. Walther Maas, Prof. Dr. Jürgen Moltmann, Prof. Dr. Karl Rode, Pfarrer Horst Szymanowski und der seinerzeitige Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Paul Wolf (Widerstandskämpfer). Das letzte Heft wurde herausgegeben vom Vorsitzenden der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Prof. Dr. Walter Fabian, Karl Hemfler, Hans-Joachim Orth, Prof. Dr. Helmut Ridder und Dr. Alfons Spielhoff.

Im Jahr 1983 entstand die Idee, aus den seinerzeit nach Einstellung der Zeitschrift „Begegnung mit Polen“ als Drucksachen verschickten Informationen de „Mitteilungen der Deutsch-polnischen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland“ wieder eine Zeitschrift zu machen. Im 2. Quartal 1984 (deshalb die Bezeichnung 2/84 auf dem Titel) erschien die erste Ausgabe unter dem Titel „POLEN und wir“. Der Vorsitzende der Gesellschaft schrieb in seinem Geleitwort: „Mit dieser Zusendung haben Sie die erste Ausgabe der „mitteilungen“ unserer Gesellschaft in der angekündigten neuen Gestalt vor sich. Zu den Gründen der Umstellung und den mit ihr verbundenen Erwartungen hat sich die Redaktion, deren Anregungen der Vorstand gern und dankbar aufgegriffen hat, bereits in Nr. 1 vom März 1984 geäußert. Über die Erleichterung der Kostensituation und der technischen Produktion, die Gewährleistung des termingerechten Erscheinens und die Verbesserung des äußeren Bildes hinaus versprechen wir uns von „Polen und wir“ bei vermehrtem Raum auch inhaltliche Bereicherungen, die nicht zuletzt vermehrter Transparenz des „Innenlebens“ unserer Gesellschaft zugute kommen sollen. Auch als Forum des Meinungs- und Erfahrungsaustauschs mit den auf lokaler oder regionaler Ebene in der Bundesrepublik tätigen deutsch-polnischen Gesellschaften sowie mit polnischen Autoren und Institutionen hoffen wir, mehr Raum gewonnen zu haben, und laden zu entsprechenden Beiträgen ein. Nicht-Mitglieder können „Polen und wir“ nunmehr auch abonnieren.
Der Redaktion der ersten Ausgabe gehörten an: Karl Forster, Wolfgang Frank, Heiner Lichtenstein, Wolfgang Ridder, Gerald Unger, Ursula „Uki“ Würzner.

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