Bilder von Gerhard Richter in Oświęcim

Von | 27. Februar 2024

Für Bilderzyklus „Birkenau“ entstand neues Ausstellungshaus

Originalgetreue Duplikate von Gerhard Richters 2014 erschaffenem Bilderzyklus „Birkenau“ sind seit kurzem in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oświęcim (Auschwitz) zu sehen. Für sie entstand ein neues Ausstellungshaus.

Das neue Ausstellungsgebäude in der Onternationalen Jugendbegegnungsstätte.

Am Anfang standen vier Fotografien, die als einzige Bildzeugnisse die Verbrennung von Opfern der Gaskammern durch das sogenannte Sonderkommando sowie nackte Frauen kurz vor ihrer Ermordung im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zeigen. Angefertigt wurden die Aufnahmen vom griechischen Marine-Offizier und Häftling Alberto Errera, der nur kurze Zeit später selbst ermordet wurde. Eine polnische Widerstandsgruppe hatte einen Fotoapparat ins Lager geschmuggelt. Die Negative wurden von inhaftierten polnischen Widerstandskämpfern unter Lebensgefahr in einer Zahncremetube versteckt und nach Kraków (Krakau) gebracht.

Der Ausstellungsraum

Es war deren „Kontrast zwischen Inhalt und Erscheinungsbild“, der Gerhard Richter nicht losließ. Das banale Nebenher von scheinbar „friedlich“ herumlaufenden Häftlingen des Sonderkommandos und dem vor ihnen brennende Leichenberg, der sich erst auf den zweiten Blick in seiner ganzen Grausamkeit eröffnet. Richter hatte die Fotografien 2014 auf vier großformatige Leinwände gebannt und im Anschluss abstrakt übermalt. Die Originale hängen seit 2023 als Dauerleihgabe in der Berliner Neuen Nationalgalerie, eine Kopie befindet sich im Deutschen Bundestag.

Besucher beim Betrachten der Werke

Nun gibt es auch am Ort des Geschehens eine Kopie. Für die neue Dauerausstellung in Polen stellte der Künstler hochwertige originalgetreue Duplikate zur Verfügung. Ihnen gegenüber hängt viermal das Werk „Grauer Spiegel“, in dem sich Bilder, Raum und Besucher stumpf widerspiegeln. Das langgestreckte, einer Kapelle nachempfundene Ausstellungsgebäude auf dem Gelände der Internationalen Jugendbegegnungsstätte wurde von Richter und seiner Frau Sabine Moritz entworfen.

Prof. Marian Turski, Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees, bei der Eröffnung der Ausstellung

Das Internationale Jugendbegegnungszentrum (MDSM) Oświęcim wurde 1986 gegründet und organisiert Begegnungs-, Studien- und Erinnerungsprojekte. Zudem finden regelmäßig unterschiedliche Kulturveranstaltungen statt. Die Ausstellung „Gerhard Richter – Birkenau“ ist montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Es besteht die Möglichkeit, individuelle Führungen außerhalb der Öffnungszeiten zu vereinbaren. www.mdsm.pl/de/