Erfolgsbilanz nach 25 Jahren: Deutsch-Polnischem Jugendwerk geht die Arbeit nicht aus

Von | 18. Mai 2016

Diese Zahlen sprechen für sich: 2,7 Millionen Jugendliche aus Deutschland und Polen haben sich durch die Arbeit des Deutsch-Polnischen Jugendwerks (DPJW) in den vergangenen 25 Jahren kennengelernt. Das sind mehr als 70.000 Jugendbegegnungen, die das Jugendwerk seit seiner Gründung 1991 unterstützt hat. Doch hinter diesen Zahlen stecken ganz persönliche Begegnungen, Erlebnisse, die die Jugendlichen beider Länder miteinander teilen und Freundschaften, die über die Jahre gewachsen sind.
2016 wieder Warteliste
Die vorhandenen Mittel in Höhe von rund 9,2 Mio. Euro reichen schon seit Jahren nicht aus, um alle beantragten Projekte ausreichend zu fördern. So wird auch 2016 wieder ein Jahr werden, in dem das Jugendwerk eine Warteliste für Projektanträge einrichten muss. Jährlich fördert das DPJW rund 3000 deutsch-polnische Projekte – vom klassischen Schulaustausch, über Treffen von Sportvereinen und Pfadfindergruppen bishin zu gemeinsamen Chor- oder Orchesterprojekten. „Im Jubiläumsjahr wollen wir zeigen, was Jugendliche gemeinsam bewegen können“, sagt DPJW-Geschäftsführer Stephan Erb. Rund 80 Projekte machen mit bei der DPJW-Kampagne „#2gether4more“ und planen während ihres Austausches eine gemeinnützige Aktion, die sie vor Ort umsetzen. Das kann eine Art Tanz-Flashmob sein oder eine Aufräumaktion auf einem Sportplatz. Was sie genau auf die Beine stellen, lässt sich im Internet unter http://2gether4more.dpjw.org/ anschauen.
Wichtiger Pfeiler der Nachbarschaft
Für das Land Brandenburg ist nach Worten von Staatssekretär Thomas Kralinski, Beauftragter für Internationale Beziehungen, der Jugendaustausch ein wichtiger Pfeiler zum Ausbau der Beziehungen mit Polen. In keinem anderen Bundesland würden mehr deutsch-polnische Jugendbegegnungen beim DPJW beantragt. „Das Jugendwerk ist deshalb für Brandenburg eine Schlüsselinstitution und aus den deutsch-polnischen Beziehungen nicht mehr wegzudenken. Wenn es das Jugendwerk nicht gäbe, müsste man es heute erfinden: Denn es gibt keinen Automatismus für immer bessere und engere Beziehungen. Vielmehr muss sich jede Generation erneut füreinander interessieren und sich begegnen, um gemeinsam Verantwortung für ihre Zukunft zu übernehmen. Das DPJW fördert hier die passenden Formate. Zumindest für die deutsche Seite kann man sagen: Unsere Jugendlichen lernen Polen als modernes und interessantes Land kennen. Dabei wird manches noch existierendes Vorurteil durch eigene Anschauung widerlegt.“ In diesem Zusammenhang nannte Kralinski auch die trilateralen Projekte des Jugendwerkes mit der Ukraine.
Jugend als Maßstab
Für Bildungs- und Jugendminister Günter Baaske ist das DPJW ein „Grundelement zur langfristigen – und damit auch generationenübergreifenden – freundschaftlichen Verbindung von Brandenburg mit Polen“. Dabei würden die benachbarten Wojewodschaften naturgemäß eine besondere Rolle spielen.“ Baaske: „Durch aktuelle Verstimmungen, wie die unterschiedlichen Positionen in Flüchtlingsfragen, lassen wir uns von diesem Weg nicht abbringen. Wir brauchen einander – und das sollte unsere Wegschnur sein. Die Jugend ist dafür der Maßstab.“
Die zahlreichen Schüler- und Jugendbegegnungen sind für Baaske ein wichtiges Instrument, zum gegenseitigen Kennenlernen der jungen Generation beider Länder. Das DPJW unterstützt die Begegnungen mit Reisekosten- und Programmkostenzuschüssen, wofür sich Baaske ausdrücklich beim DPJW-Geschäftsführer Stephan Erb bedankt. Die Verbindung zwischen Jugendlichen beider Länder stärkt auch der seit 2011 bestehende Deutsch-Polnische Tag. Dabei werden Schulen animiert und unterstützt, Projekte mit Bezug zum Nachbarland zu starten.
Brandenburg fördert Fahrten zu Gedenkorten
In diesem Jahr unterstützt das Bildungsministerium mit 100.000 Euro Schulfahrten in Verbindung mit dem Besuch von Gedenkorten in Polen. Bisher haben sich dafür rund 600 Schülerinnen und Schüler von 13 Schulen angemeldet. Hauptziel als Gedenkort ist das ehemalige deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Die Verbindung zwischen den Ländern kann aber auch die Beschäftigung von Lehrkräften aus Polen an Brandenburger Schulen stärken. Baaske: „Die derzeit etwa 50 Lehrkräfte aus Polen vermitteln den Kindern und Jugendlichen täglich nicht nur Wissen in vielen Fächern, sondern auch Kultur von unserem direkten Nachbarn. Dieser direkte Kontakt lässt Grenzen auch im Herz und Kopf verschwinden.“ Zugleich lernen fast 2.500 Schülerinnen und Schüler Polnisch an Brandenburger Schulen.
Am Anfang war Exotik
Ging es in den Anfangsjahren nach der DPJW-Gründung noch um ein vorsichtiges Entdecken bis dahin weitgehend unbekannter Welten, ist der deutsch-polnische Jugendaustausch nach 25 Jahren für Tausende von Vereinen, Kulturgruppen und Schulen zum festen Bestandteil im jährlichen Veranstaltungs- und Projektekalender geworden. Wenn sich heute die Jugendlichen treffen, beschäftigen sie sich zunehmend mit Themen, die sie direkt betreffen – wie Fragen der Berufsorientierung oder der nachhaltigen Entwicklung. Das Jugendwerk unterstützt diese Entwicklung gezielt, indem es regelmäßig neue Themenschwerpunkte auslobt und praxisnahe Fortbildungen und Publikationen für Organisatoren anbietet.
Neue Akzente in der Arbeit
In der Arbeit des Jugendwerks haben sich die Akzente in den vergangenen Jahren verschoben. „Wir wollen verstärkt Jugendliche für deutsch-polnischen Austausch gewinnen, die bisher unterrepräsentiert waren“, betont Geschäftsführer Stephan Erb. Mit Themen wie Berufsorientierung, einem Straßenfußball-Turnier zur EM oder einem Modellprojekt zur Kooperation von Bildungsstätten und Förderschulen sind schon erfolgreiche Anfänge gemacht. Rund 6 Prozent der geförderten jährlichen Austauschprojekte sind aus dem Bereich berufliche Bildung.
Zusammenarbeit mit Osteuropa
Dass Europa nicht an der Ostgrenze der EU endet, bestimmte schon seit vielen Jahren die Arbeit des DPJW. Angesichts der Ukraine-Krise hat die Unterstützung für trilaterale deutsch-polnisch-ukrainische Projekte seit 2014 noch einmal an Bedeutung zugenommen. Projekte mit der Ukraine zählen zu den Spitzenreitern unter den Drittlandprojekten, die das DPJW fördert. Rund 100 deutsch-polnisch-ukrainische Jugendbegegnungen wurden 2015 gefördert. Mit Hilfe von Fördermitteln des Auswärtigen Amtes für Projekte mit Ländern der sogenannten „Östlichen Partnerschaft“ kann das Jugendwerk 2016 erneut deutsch-polnisch-ukrainische Begegnungen auch in der Ukraine unterstützen.