Am 5. Juli fand in Berlin Hellersdorf die Jubiläums-Veranstaltung anlässlich des 65jährigen Bestehens der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland statt. Wir dokumentieren hier die Begrüßungsansprache des Vorstandsmitglieds Karl Forster sowie eine Auswahl an Fotos von André Osbahr.
Im Namen Kulturring in Berlin e.V. und Deutsch-Polnische Gesellschaft der BRD e.V. herzlich willkommen.
Mein Gruß gilt dem Gesandten der Botschaft der Republik Polen, Herrn Janusz Styczek
Ich begrüße die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Petra Pau, für den Stadtbezirk begrüße ich in Vertretung von Bürgermeister Komoß Frau Kulturstadträtin Juliane Witt,
und in Vertretung des Vorsitzenden des Kulturring in Berlin e.V. Herrn Dr. Schewe ist Herr Siegfried Lewerenz gekommen, herzlich willkommen. Wir freuen uns ganz besonders über den Besuch des Vorsitzenden der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Herr Dr. Axel Holz, der aus Schwerin zu uns gekommen ist, Von den Partnergesellschaften begrüße ich Herrn Frank Kupferschmidt von der DPG Brandenburg und ganz besonders unseren langjährigen Freund Prof. Dr. Wojciech Furman, viele Jahre Vorsitzender der Polnisch-Deutschen Gesellschaft Rzeszów im Südosten Polens, die dieses Jahr auch noch ein Jubiläum feiern wird, nämlich ihr 25jähriges Bestehen.
Ein besonderer Gruß gilt auch den Künstlern dieses Vormittags, Jerzy Chwastyk, Valerie Ignatenko und Wladyslaw Chimichewski.
und natürlich unserem Beiratsmitglied Christoph Heubner, Geschäftsführenden Vize-Präsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, der heute einige Worte zu uns sprechen wird.
Ich grüße die Mitglieder unserer Gesellschaft, an der Spitze den Vorsitzenden der Jubiläumsgesellschaft Herrn Prof. Dr. Christoph Koch.
Ich möchte den Worten von Christoph Heubner, der heute die Festansprache hält, nicht vorgreifen aber ein paar Bemerkungen seien mir gestattet. In der heute druckfrisch ausliegenden neuen Ausgabe von „POLEN und wir“, die im vergangenen Jahr 30 Jahre alt wurde, finden Sie einen Beitrag unseres Vorsitzenden, der auf die Geschichte der Gesellschaft eingeht. Eigentlich könnten wir nämlich schon zwei Jahre älter sein. 1948 wurde hier in Berlin die Hellmut-von-Gerlach-Gesellschaft gegründet.
Von Gerlach, Sohn eines Gutsbesitzers und Enkel eines früheren Polizeipräsidenten von Berlin war Publizist und Politiker. Zunächst stand er dem christlich-sozialen, antisemitischen Flügel der Konservativen um Adolf Stoecker nahe. 1894 nahm Gerlach brieflichen Kontakt mit Friedrich Engels auf und besuchte ihn London. Unter dem Einfluss Friedrich Naumanns entwickelte Gerlach bald eine liberale politische Haltung. Mehrere Jahre war er Chefredakteur der Berliner Wochenzeitung Die Welt am Montag. Im Ersten Weltkrieg nahm Gerlach eine pazifistische Haltung ein. 1918 gehörte er mit Friedrich Naumann zu den Gründern der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der Deutschen Friedensgesellschaft. 1918/1919 war Gerlach Unterstaatssekretär im preußischen Innenministerium. In diesem Amt setzte er sich für die deutsch-polnische Aussöhnung ein und war infolgedessen heftigen Anfeindungen ausgesetzt. 1926 Vorsitzender der Deutschen Liga für Menschenrechte. Für den inhaftierten Carl von Ossietzky übernahm er 1932 die politische Leitung der Zeitschrift Die Weltbühne. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1933 ging Gerlach ins Exil nach Österreich;
Nach ihm also wurde die Gesellschaft 1948 Hellmut-von-Gerlach Gesellschaft genannt. Der Gründungsvorsitzende war Johannes Franz Stroux, Präsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und Vizepräsident des Kulturbundes. Schon aus dieser Anfangszeit resultiert also die Zusammenarbeit mit dem Kulturbund bzw. heute Kulturring in Berlin, die gerade in den letzten 15 Jahren wieder intensiviert wurde.
Der Gründung zweier deutscher Staaten 1949 folgte im Jahr darauf folgerichtig die Neugründung der Hellmut-von-Gerlach-Gesellschaft für die neue BRD. Hier wurde ihre Arbeit auf vielfältige Weise erschwert. Einiges davon können sie in der Zeitschrift nachlesen. In beiden Staaten musste die Gesellschaft auf Betreiben der Familie von Gerlach ihren Namen ändern und schon 1953 wurde die Gesellschaft in der DDR durch Umgründung quasi aufgelöst.
1990, ja, ich mache jetzt einen großen Sprung, entstand in der Noch-DDR wieder eine deutsch-polnische Gesellschaft unter dem so schön programmatischen Namen „Gesellschaft für gute Nachbarschaft zu Polen“. Sie existiert nach einem Zusammenschluss Ende 1992 mit unserer Gesellschaft noch heute als Regionalgruppe Berlin.
Bei dieser Regionalgruppe gibt es noch eine Besonderheit, nämlich die Gruppe der Radtouren der deutsch-polnischen Nachbarschaft die u.a. von Werner Stenzel ins Leben gerufen wurde.
Bis heute ist unsere Gesellschaft ausschließlich ehrenamtlich und ohne öffentliche Zuschüsse tätig. Und deshalb wollte ich Ihnen eigentlich zum Abschluss meiner Einführung jemand vorstellen, der für uns ganz wichtig ist, der aber aufgrund der Wetterlage aus Gesundheitsgründen nicht reisen konnte, wie uns leider in den letzten beiden Tagen ettliche Absagen erreicht haben. Der Mann, den ich Ihnen hier vorstellen wollte, ist Manfred Feustel, der als Schatzmeister ohne Schatz für die Finanzierung unserer Arbeit tätig ist und der am Ende der Veranstaltung gerne auch eine Spende von Ihnen entgegengenommen hätte. Er ist eines der Mitglieder die am längsten schon unserer Gesellschaft angehören und auf jeden Fall das dienstälteste Vorstandsmitglied: Seit 1960 gehört er ehrenamtlich dem Leitungsgremium an. Wir wünschen ihm von dieser Stelle aus alles Gute, und selbstverständlich können Sie auch bei einem anderen Vorstandsmitglied Ihre Spende loswerden.
Für den weiteren Verlauf werden wir Musik und Reden, wir freuen uns auch über die uns zugedachten Grußworte, mischen, so dass es für Sie nicht zu trocken wird.
„Jerzy Chwastyk ist in seiner elegant lyrischen Spielweise ein herausragender Interpret innerhalb der jüngeren, hochmotivierten Generation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Gitarre und ihr vielfältiges Repertoire in neuem, zeitgemäßem Glanz zu präsentieren.“ (Prof. Thomas Müller – Pering, Konzertgitarrist, Professor an der Universität der Künste Berlin & Hochschule für Musik Weimar)
Jerzy Chwastyk ist Preisträger vieler internationaler Wettbewerbe. Seine Liebe gilt sowohl der spanische Gitarrenmusik wie auch besonders der Musik eines Komponisten, der hier in Marzahn-Hellersdorf bekannt ist: Hans Werner Henze. Der Namensgeber der Musikschule unseres Bezirks. Im Jahr 2000 waren Schüler der Musikschule an Henzes Projekt der Kinderoper „Pollicino“ beteiligt. Aus dieser Zeit reicht eine bis heute andauernde Unterstützung. Wir freuen uns, dass der polnische Konzertgitarrist Jerzy Chwastyk sich bereit erklärt hat, für uns heute zu spielen, und ein Werk von Henze aufführen wird, zu dem wir Ihnen zum besseren Verständnis einige Informationen ausgelegt haben. Viel Vergnügen.